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Weihnachten-Survival-Guide für Alleinstehende

29.11.2022 00:12

#weihnachten #einsam # abhilfe

In diesem Blogartikel erzähle ich dir

+ was Menschen, die Weihnachten alleine verbringen, so traurig stimmt
+ warum die üblichen Tipps gegen Einsamkeitsgefühle Blödsinn sind
+ dass die meisten von uns nicht so cool sind, wie sie vorher glauben
+ wie du vom Häufchen Elend zum Weihnachts-Phönix wirst
+ wie du Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dafür nützen kannst


Es gibt mehr Menschen, die Weihnachten allein verbringen, als man annehmen würde. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, wenn man bedenkt, dass schwelende Konflikte in Partnerschaften und Familien gerade unter dem Druck der Feiertagsharmonie zum Ausbruch kommen und wie viele Menschen unter den aufkommenden Spannungen leiden. Dennoch ist es so, dass jenen, die allein sind, besonders zu diesem Anlass schmerzlich bewusst wird, dass sie nirgends so recht dazugehören.

Ich selbst verbringe den Heiligen Abend und die Feiertage bereits zum wiederholten Male so. Ich weiß also aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt. Freunde stehen nicht zur Verfügung. Sie sind familiär eingebunden, und da bleibt keine Zeit. Es würde auch niemand sonderlich passend finden, einen Freund oder eine Freundin in den eigenen Familienkreis einzuladen, auch nicht jener oder jene selbst.

Googelt man „einsam zu Weihnachten“, gibt es zwar zahlreiche Seiten mit (immer denselben) Ratschlägen, aber die meisten davon dürften von Menschen erteilt worden sein, die diese Situation noch nie erlebt haben. Wenn ich da lese: „Gönnen Sie sich ein heißes Bad“, werde ich schon grantig! Was haben die in allen unschönen Lebenslagen nur immer mit dem heißen Bad? Ein solches hat jedenfalls mir noch nie Gefühle dieser Art genommen oder sie auch nur gelindert. Außerdem kann man nicht den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch baden.

Man könne zudem ein Festessen für sich zubereiten und sich selbst Geschenke unter den Baum legen, liest man weiter. Jetzt versetz dich da mal hinein, wie du an deinem super Essen sitzt und dann deine eigenen Päckchen auspackst! Gibt es etwas Deprimierenderes? Das ist schon fast eine Aufforderung zum emotionalen Selbstbetrug, und es hat für mich, gut gemeint hin oder her, etwas Verächtliches, so etwas zu raten! Das ist lächerlich!

In Urlaub fahren solle man, so die nächste „tolle“ Idee. Das habe ich einmal gemacht. Gerade in den Weihnachtsferien oder überhaupt Schulferien bist du von Familien regelrecht umzingelt! Beim Frühstück und Abendessen unterhalten sich alle angeregt, während du allein dasitzt und dir peinlich vorkommst. Für mich persönlich war es eine furchtbare Erfahrung, der ich mich nie mehr aussetzen werde!

Ein ähnlicher Ratschlag ist, in die Mette zu gehen. Da erwartet dich bei aller Freude über Jesu Geburt, wenn das den Einsamkeitsfaktor überhaupt senkt, ein ähnliches Szenario. Alle außer dir trudeln da mit Partnern oder Familie ein und gehen gemeinsam wieder nach Hause.

Besser finde ich da schon einen Vorschlag, sich sozial zu engagieren und besonders an solchen Tagen denen zu helfen, die es wirklich schlecht haben, etwa obdachlosen Menschen. Für eine Suppenküche oder eine ähnliche Einrichtung tätig zu sein, ist aber nicht für jeden oder jede die geeignete Option. Viele werden sich lieber in den Schutz der eigenen vier Wände zurückziehen und darauf hoffen, dass die Zeit schnell vergeht.

Da ich die „gut gemeinten Ratschläge“ beinah als Zynismus, jedenfalls aber als Naivität empfinde und mich der mit dem heißen Bad fast schon aggressiv stimmt, habe ich überlegt, was es an realistischeren und tatsächlich sinnvollen Möglichkeiten gibt, das Alleinsein an diesen Tagen positiv zu nützen, zumindest teilweise.

Bis kurz vorher, wenn du das noch nie am eigenen Leib und der eigenen Seele erfahren hast, hältst du dich vielleicht noch für gleichgültig und tapfer genug dem ganzen Tamtam gegenüber. Weihnachten, meine Güte… Sogar der Heilige Abend ist doch ein ganz normaler Tag, sagst du dir. Ist er dann aber da, fällt die Coolness schnell in sich zusammen. Am Ende liegst du noch heulend auf der Couch und fühlst dich wie ein verlorengegangener Astronaut im All. Es ist daher gut, einen Plan zu haben, nur für den Fall.

Wie wirst du also vom Häufchen Elend zum Weihnachts-Phönix?

Das Problem an Weihnachten ist, dass es so vergangenheits-, vor allem kindheitsgeprägt ist. Wir verklären den Anlass zu nostalgischer Sehnsucht nach Geborgenheit, ob wir sie nun real in unserer Familie erlebten oder nicht. Zusätzlich zielt alles um uns herum in den Wochen davor genau darauf ab, alle Jahre wieder. Besonders die Werbung macht sich die Sehnsüchte zunutze, und wir können uns ihr nicht wirklich entziehen. Wie unromantisch sich das Fest in den Familien selbst anfühlt und wir es genauso in Erinnerung haben, kommt nicht dagegen an. Die erfüllten und nicht erfüllten Hoffnungen aus der Vergangenheit haben dich fest im Griff.

Die Gegenwart wiederum steht, wenn man zu Weihnachten allein ankommt, im krassen Widerspruch zu diesen Vorstellungen und zutiefst menschlichen Wünschen. Genau das macht uns so traurig.

Nur von einer besseren Zukunft zu träumen, hilft nicht weiter. Sie ist nicht greifbar, und wir haben Angst, dass sich nächstes Jahr noch immer nichts geändert haben könnte und wir wieder dasselbe durchleben.

Ich finde es sehr hilfreich, auf allen drei Zeitebenen anzusetzen. Wie geht das?

Zuerst zur Vergangenheit: Als Kind war ich immer ganz wild darauf, mir am 24. Dezember die Kinderfilme anzuschauen, die tagsüber im Fernsehen gezeigt wurden, damit wir beschäftigt waren und die Eltern in Ruhe alles vorbereiten konnten. Es ist gar keine blöde Idee, sich an dem Tag vor den Fernseher zu setzen und den einen oder anderen Film, den man besonders liebte, nochmals anzuschauen. Entweder findet man ihn herzig und schmunzelt darüber, was gute Stimmung macht, oder die alte Magie entschärft sich ein bisschen durch den heutigen Erwachsenen-Blick darauf. Das ist ebenfalls kein Nachteil angesichts der beschriebenen Nostalgie-Lastigkeit.

Wie kannst du abgesehen davon die Gegenwart nützen? Ich plädiere zunächst für Frischluft. Ich selbst gehe gerne joggen. Du magst einen Spaziergang vielleicht lieber. Einen in der Stadt fände ich in dem Fall eher kontraproduktiv, aber in der Natur seinen Kopf auszulüften, tut richtig gut. Da du aber nicht die ganze Zeit draußen herumrennen kannst, genauso wenig wie den ganzen Tag zu baden, ist es wichtig, auch ein schönes Indoor-Programm zu haben.

Mit etwas Kreativem kommst du in Flow. Flow bedeutet, dass die Stunden nur so verrinnen, weil du komplett in die Sache vertieft bist und sie in irgendeiner Weise spannend findest. Je nachdem, was für dich passend ist, musst du dir vorab nur ein paar Utensilien besorgen. Etwa kannst du malen, wenn du das gerne tust oder immer einmal probieren wolltest, oder deine Gedanken und Gefühle in ein schönes Tagebuch schreiben. Handschriftlich ist anders und besser für so etwas, als am Computer zu tippen. Du kannst auch Gedichte verfassen, wenn dir das mehr liegt, dich (das eher tippend) an einem Blog versuchen, wie ich das tue, oder beginnen, das Buch zu schreiben, das du immer schreiben wolltest.

Du kannst natürlich auch Briefe verfassen, ob an Gott, das Universum oder deine liebe Verwandtschaft. Sollten Letztere negativ gefärbt oder gar zornig sein, schick sie bloß nicht ab! Schreib diese daher per Hand. Der eine Vorteil ist, dass du gänzlich unzensiert alles hineinschreiben kannst, wie es du es dir denkst. Der zweite ist aber noch wichtiger:

Elektronisch erstellt, ist die Verlockung in einer gewissen Emotion viel zu groß, sie den Adressaten gleich per Mail um die Ohren zu hauen. Glaub mir, ich habe das früher oft gemacht und es jedes Mal bereut, obwohl ich es in dem Moment als absolut richtig und gerechtfertigt empfunden hatte! Es bringt nichts. Beschwerden beschweren, nämlich letzten Endes dich selbst. Am nächsten Tag fühlst du dich geschwächt. Dazu brauchst du nicht einmal die Reaktion abzuwarten. Die gibt dir nur noch den Rest.

Bedenke außerdem: Wäre deine Familie ernsthaft daran interessiert, gut zu dir zu sein, wäre sie es gewesen, und du wärst zu Weihnachten nicht allein. Ob du nun von ihr aus nicht willkommen bist oder du dich selbst aus diesem Grund gegen einen weiteren Kontakt entschieden hast, wütende Nachrichten ändern nichts daran. Das ist, als würdest du auf einen faulen Apfel einschlagen. Er wird dadurch nicht weniger faul, höchstens zu noch mehr Matsch. Das beschreibt recht gut das Gefühl nach einer derartigen Aktion. Besser ab damit auf den Kompost, damit Neues darauf wachsen kann!

Nach diesem kleinen Exkurs in heikleres Terrain nochmals zurück zu den harmlosen Wegen, kreativ zu werden: Du kaufst dir vorab Strickzeug und Wolle und suchst dir auf YouTube Anleitungen, eine Haube zu stricken, wenn dich etwa ein Schal zu wenig herausfordert. Oder du lässt dir dort vorführen, wie man einen Siphon reinigt, weil dein Abfluss schon längst verstopft ist und du deine handwerklichen Fähigkeiten erweitern willst. Macht Spaß!

Das sind ein paar simple Beispiele. Du wirst selbst wissen, worin du dich betätigen oder Kenntnisse vertiefen magst, was dich reizt und was nicht. Ich etwa könnte damit beginnen, mit WordPress meine neue Website für diesen Blog einzurichten und das Layout zu gestalten. Oder ich tauche endlich tiefer in Photoshop ein, wo ich noch einiges zu lernen habe, was mich grundsätzlich interessiert und für mich brauchbar ist. Womöglich fängst du an, einen Kanal für eigene Kochvideos zu planen, suchst nach einem passenden Stativ oder was auch immer.

Es ist ganz egal, was genau du für dich wählst. Das Schöne daran ist: Du hast an diesem besonderen Tag im Jahr etwas gestartet. Du hast etwas erschaffen, und das ist ein großartiges Gefühl! Die Zeit, die andere beim Essen sitzen und sich danach über die Kilos ärgern, hast du wertvoll genützt. Eventuell hast du sogar eine ganz neue Seite an dir entdeckt, dich ausprobiert und ausgedehnt. Du wirst Freude daran haben!

Wie lässt sich nun die Zukunft in das Ganze einbauen? Es ist leicht möglich, dass du das Begonnene weiterführen willst. Darüber hinaus kannst du dich auf eine andere und konkretere Weise Richtung Zukunft orientieren als durch bloßes Sinnieren darüber auf der Couch. Das bedeutet nicht, dass ich dafür plädiere, ungute Gefühle zu verdrängen. Der Couch-Depri darf auch sein. Ich halte es nur für eine schlechte Idee, sich in ihm den ganzen Tag oder gleich mehrere Tage zu verlieren.

Eine coole Sache ist, das Zukunftsmail-Tool zu nützen. Du findest es hier: https://www.zukunftsmail.com Ich habe es vor ein paar Jahren probiert, und es war toll, als ich zu einem späteren Zeitpunkt mein Mail bekam, auf das ich schon ganz vergessen hatte! Es ist bereits motivierend und richtet dich auf und aus, während du es verfasst.

Lass mich auf die oben genannten Briefe zurückkommen. Du kannst einen solchen auch an dein älteres Selbst schreiben. Oder es schreibt umgekehrt dir einen Brief, den du aus deiner Intuition in deine Hand fließen lässt. Dasselbe geht in die andere Richtung: Du schreibst deinem jüngeren Selbst, oder es schreibt dir. Was wünscht es sich von dir oder welchen Rat hat es für dich?

Auch das jüngere Selbst hat oftmals sehr kraftvolle, vitale Ratschläge für uns. In „vital“ steckt das Wort „Leben“ bzw. "Lebendigkeit", also Vitalität. Unser jüngeres Selbst kann in uns erwecken, was eingeschlafen ist, was wir aus Angst oder Verunsicherung weggeschoben haben und verloren glaubten. Das englische Pendant, genauso geschrieben, bedeutet zentral, wesentlich, entscheidend, grundlegend. Wenn du 50 bist, kann dein jüngeres Selbst drei Jahre alt sein, ein Teenager, 20, 30 oder 40 Jahre alt. Du fühlst, welche Version von dir dich intuitiv beraten oder um etwas bitten möchte.

Alternativ oder ergänzend dazu kannst du dir ein Vision Board für das kommende Jahr basteln. Da kommst du ebenfalls in Flow, bist kreativ und ganz bei dir.

Wie man das macht? Ganz einfach: Du befestigst einen Bogen Packpapier an einer Wand oder Tür, schneidest aus alten Zeitschriften Bilder aus, die darstellen, was du dir wünschst. Das kann ein Mensch sein, der dem Partner oder der Partnerin deiner Träume ähnelt, oder jemand, der sportlich unterwegs ist, wenn du mehr Sport machen möchtest, oder auch ein Bild, das repräsentiert, wie du dich ernähren willst. Bilder haben eine starke Wirkung auf unser Gehirn, besonders wenn wir Gefühle damit verbinden.

Genauso gut können es rein symbolische oder künstlerische Impulse im Hinblick auf deine Persönlichkeitsentwicklung sein, nach denen du die Bilder im Netz durchforstest. Jene, die dich „anspringen“, lässt du zu Fotos ausarbeiten und klebst sie auf dein Vision Board. Ich habe, als ich mir Ende 2019 ein solches bastelte, ein Bild entdeckt, das eine Frauengestalt zeigt, die mit Hammer und Meißel eine Hülle aus Stein (ähnlich einer Statue) um sich herum herunterklopft, unter der ihre Haut, also ihr eigentliches Wesen zum Vorschein kommt.

Es hängt noch immer auf jener Türe als wichtige Erinnerung an meinen Weg. Wenn ich es anschaue, freue ich mich jedes Mal, dass ich mich seither Schritt um Schritt tatsächlich (die ungemein hilfreiche Suggestivkraft eines Vision Boards!) aus meiner Statue herausgeschält habe. And here I am: voll ich, Alter!

Auf dem Packpapier kannst du kleben, schreiben, zeichnen, was immer willst. Praktisch ist es, wenn du Klebepads („patafix“) verwendest. Ich habe meine Bilder im Laufe der Zeit ergänzt, manche weggenommen oder neu angeordnet.

Sag nicht, du seist nicht kreativ! Du bist es. Jeder Mensch hat kreatives Potenzial in sich, ausnahmslos. Den alten Glaubenssatz, der das Gegenteil behauptet, hast du dir nur irgendwann eingeredet oder einreden lassen und hältst bis heute daran fest. Lass ihn ziehen!

Und jetzt sei ehrlich: Freust du dich schon auf Weihnachten? Ich wette, es ist zumindest ein kleiner Funken Vorfreude in dir aufgekommen. Ich vermute fast, dir wird die Zeit zu kurz werden! Ich selbst verspüre gerade eine beinahe schelmische Freude, diesen Artikel verfasst zu haben, und habe dadurch richtig Lust auf mein Solo-Weihnachten bekommen!

Ach, und denk dran: Viele, sehr viele, die das Fest mit der Verwandtschaft verbringen müssen, wünschen sich nichts sehnlicher, als ehestmöglich dort wieder wegzukommen und ihre heilige Ruhe zu haben wie du!

Stille Nacht, heilige Nacht… erhält eine ganz neue Qualität, nicht wahr? Ein Segen!

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29/11/2022 – Made4Gravity© by Astrid Schernhammer


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