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Was, wenn...? Ein Gedankenexperiment

14.02.2023 14:11

#leben #verbindung #gutundböse #holistischesweltbild

Diesmal wird’s philosophisch und richtig spannend! Gestern hatte ich einen Impuls, der das Ergebnis einer Verkettung etlicher anderer innerer Impulse gewesen war, die im engeren Sinn noch gar nichts damit zu tun hatten.

Atme ein, atme aus, dann lies! Ich verspreche dir, du wirst nicht mehr aufhören können, bis du beim letzten Satz angelangt bist, und sehr viel für dich daraus mitnehmen.

Zuerst ein paar allgemeine Hintergründe:

Es heißt ja, alles sei mit allem verbunden. Quantenteilchen beweisen das. Darüber hinaus gebe es genau genommen keine lineare Zeit, und auch der Raum sei relativ. Bisher hat das für mich, wie auch für viele andere, bedeutet, dass wir als Einzelwesen mit allen anderen in gewisser Weise in Verbindung stehen, aber auch mit dem ganzen Planeten und eigentlich dem gesamten Universum, wobei von Physiker:innen bereits ein Multiversum vermutet wird.

Alles deutet auf eine holografische Existenz des Universums und all seiner Bestandteile hin, und immer mehr wird auch hinsichtlich der Entstehungsgeschichte des Universums von Bewusstsein als Quelle dafür gesprochen. Daraus sei es gemacht, auch wir als Teil davon, aber genauso jede Pflanze und womöglich jeder Stein, wo jegliche Materie erwiesenermaßen nichts als Energie ist. Wie könnte es auch anders sein? Gibt es, so gesehen, überhaupt etwas Totes? Zusätzlich existiert das Nichts, also der leere Raum dazwischen. Der macht sogar den Großteil aus.

Meine Physiklehrerin hat dieses Nichts so erklärt, dass die erste Elektronenbahn rund um einen Atomkern, könnte man diesen auf Stecknadelkopfgröße aufblasen, von unserem Schulstandort aus durch Wien verlaufen würde. Das war etwa hundert Kilometer entfernt. Dazwischen sei: nichts.

Ein Wort auch vorweg zur in sich verwobenen Zeit: Es wird vielfach die Möglichkeit angeboten, unter Hypnose in vergangene Leben zu reisen. Die Menschen sehen sich dann als Burgfräulein, mitten in Mord und Totschlag oder schlimmen wie auch schönen vergangenen (oder scheinbar vergangenen) Situationen aus früheren Epochen. Manchmal beschreiben sie fremde Orte, reisen dann tatsächlich dorthin und finden vieles noch immer so vor, wie sie es gesehen haben. Es macht nicht den Eindruck, als hätten sie sich etwas davon im Vorfeld mit Google Maps und Ähnlichem erschummeln können.

Schön und gut. Den Gedanken, dass alles mit allem verbunden sei, fand ich schon mal tröstlich und hilfreich. Doch er erklärte so vieles für mich nicht, und ich erlebte mich noch immer als abgetrennt vom Rest der Existenz. Die eigene Haut endet irgendwo, und mit Putin, Trump oder Erdogan fühlte ich mich wahrlich nicht verbunden. (Wenn du auf die stehst, ersetze sie durch andere Personen, mit denen du dich nicht als eins empfinden kannst.)

Es gibt zudem das Konzept, dass all deine Leben, wenn wir davon einmal ausgehen, auf Grund der eigentlich nicht-linearen Zeit gleichzeitig stattfinden könnten, weil Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der von uns menschlich wahrgenommenen Trennung voneinander ebenfalls nicht existieren.

Was sich mir des Weiteren aber trotz all dessen nicht erklärte, ist, weshalb ich hier in Mitteleuropa lebe, wo es mir richtig gutgeht, mit einer Wohnung, Heizung, sauberem Wasser und im Grunde allem, was das Herz begehrt, während die meisten Menschen auf der Erde ihr Leben in Elend, Dreck, Hunger, Gewalt und Naturkatastrophen zubringen.

Spirituelle Kreise meinen, die Seele suche sich vor einer Inkarnation die Zeit, den Ort und die Umstände dafür sozusagen aus, um auf der Basis dann Lernerfahrungen zu machen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, weswegen sich eine Seele freiwillig antun sollte, was ich hier aufgezählt habe, und das ist noch längst nicht die ganze Palette des Leids, mit dem Menschen konfrontiert sind oder das sie im Laufe der Geschichte ertragen mussten.

Vor allem: Wenn sich eine bestimmte Seele eine bestimmte Inkarnationsform aussucht, bedeutet das nichts anderes, als dass ich auch als Seele ein einzelnes, von allen anderen Seelen abgetrenntes Etwas bin, und das macht erst recht keinen Sinn. Die Seele hat keine irdische Endlichkeit wie ihre inkarnierte Form als Lebewesen. Sie hat keine Außenhaut jedweder Art, keinen Raum und keine Zeit, die sie begrenzen würden.

Die Kirche spricht ihrerseits davon, dass der Mensch das Abbild von Gott sei. Ted Bundy, die Nazis und Abermilliarden brutaler Menschen quer durch die Menschheitsgeschichte sind also Gottes Ebenbild? Na bumm! Auch da fehlt mir ein großes Eck Erklärung.

Nun komme ich zu meinem gestrigen Impuls, denn da fügt sich alles zusammen und macht auf einmal Sinn, und das ist richtig cool!

Was, wenn wir nicht weit genug denken? Was, wenn wir bisher nur einzelne Teile be-griffen (greifbar gemacht) und versucht haben, das große Ganze damit zu erklären, ähnlich den blinden Weisen aus einer Geschichte, die verschiedene Körperteile eines Elefanten abtasten und ausgehend davon den Leuten im Dorf entsprechend unterschiedlich schildern, wie ein solcher aussieht.

Was, wenn wir ihre Erzählungen einfach zusammenfügen und ein Gesamtbild entsteht, das wesentlich stimmiger ist?

Nun dann, stellen wir die „Was, wenn“-Frage schon etwas konkreter: Was, wenn ich (und ich sage „ich“, aber du sag aus deiner Perspektive ab jetzt bitte genauso „ich“) selbst alles bin? Wenn ich all die Lebewesen bin, die je existiert haben, existieren und noch existieren werden? Damit meine ich nicht nur uns Menschen, sondern genauso jeden Grashalm, jede Ameise, jeden Saurier und sonst was. Verrückt? Wart ab!

Was, wenn, und das ist jetzt der Kernpunkt, alles, was existiert, nichts als die unendlich vielen Facetten eines einzigen Wesens sind? Ein schräger Gedanke, allerdings. Aber spinnen wir ihn einmal weiter. Er wird nämlich noch schräger:

Was, wenn dieses Lebe-Wesen (das Wort zerlege ich bewusst) nichts anderes ist als das, was wir Gott nennen oder die Quelle von allem, was ist, welche sich, wie Neale Donald Walsch so gekonnt darstellt, durch dieses Lebe-Wesen selbst erfahren möchte und nur dadurch erfahren kann? Warum ist es ihr nur so möglich? Weil bloßes Sein leer ist. Erfahren kann es sich nur, wenn es sich aufsplittet, sodass alle Teile miteinander in Interaktion treten können. Jeder Teil dient dann als Reflexionsfläche für die anderen, und alles, was ein Teil tut, schafft in irgendeiner Hinsicht neue Bedingungen für die anderen, auf welche wiederum sie reagieren, wodurch sich wieder neue erschaffen, in denen weitere Aspekte von ihnen sichtbar werden.

Wenn ich als ein Teil diesen Text schreibe und du Zeit damit verbringst, ihn zu lesen, und in dem Moment somit nicht etwas anderes tust, ändert das etwas. Es gibt dazu einen tollen Film, „Sliding Doors“ mit Gwyneth Paltrow, in dem zwei völlig unterschiedliche Versionen der weiteren Zukunft dabei herauskommen, dass sie einmal einen Zug gerade noch erwischt und im anderen nicht.

Meine Ex-Schwiegermutter hat mir einmal erzählt, wie die ganze Familie, als ihre Kinder noch klein waren, ganz knapp einem schweren Unfall entkommen war. Ein Auto war in hohem Bogen von der entgegengesetzten Fahrtrichtung kommend über den Mittelstreifen der Autobahn geflogen und hatte sie nur um wenige Meter verfehlt. Vielleicht hatte ihr Mann beim Wegfahren noch das Radio aufgedreht, bevor er den Zündschlüssel umdrehte, was die Abfahrt um genau die entscheidenden Sekunden verzögerte. Oder umgekehrt. Du weißt, worauf ich hinauswill.

Alles reflektiert und beeinflusst alles andere. Reflexion bezeichnet in der Physik eine Spiegelung. Lichtstrahlen werden auf eine Fläche geworfen und von dieser reflektiert, also wieder zurückgeworfen, je nach Winkel in dieselbe oder in eine andere Richtung. Das Wort beschreibt aber auch das Nachdenken auf Grund der Erfahrungen, die wir machen. Und wenn wir uns selbst einen Spiegel vorhalten, nennt man das Selbstreflexion.

Wenn ich (und du als dein Ich) alles bin, was ist, je war und je sein wird, weil alles ein und dasselbe holografische Wesen oder Bewusstsein ist, nämlich die Quelle, die sich durch diese unendlich vielfach gesplitteten, veränderlichen Seinsformen selbst erfahren möchte, dann haben sie alle Recht: Neale Donald Walsch, die Kirche, wenn sie von uns als Abbild Gottes spricht, die Hindus, die an Reinkarnation glauben, die Quantenphysik genauso wie Platon mit seinem Höhlengleichnis, welches ich jetzt nicht näher beleuchten werde, die spirituelle Szene und noch viele mehr. Aber alle nur in Teilen, ähnlich den Steinen eines Mosaiks.

Sie sind, nochmals, wie die blinden Weisen. Alle haben Recht und gleichzeitig, in sich selbst geschlossen und in der Meinung, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, wiederum nicht. Pars pro toto, also der Teil stellvertretend für das Ganze, ist eben nie das Ganze als solches.

Ausgehend von einer einzigen Lebe-Wesenheit, von der wir als Individuen einzelne Aspekte ausmachen, die gemeinsam und füreinander immer neue Spiegel und Situationen schaffen, sehe ich uns vor meinem inneren Auge wie ein Stück Jute, dessen Fäden ineinander verwoben sind. Du kannst es dir auch als unendlich großes Puzzle vorstellen, und jeder der blinden Weisen hält einen von ihm oder ihr zusammengesetzten Teil des Gesamtbilds in der Hand. Meinem gestrigen Impuls folgend, setze ich sie nur für mich zusammen und erzähle dir weiter, was ich darin erkenne.

Bevor ich gleich einige Beispiele zur Veranschaulichung nenne, lass mich noch vorausschicken, dass ein Alles-was-Ist wirklich alles miteinschließt, und zwar ohne Wertung, wie wir Menschen sie gerne und manchmal durchaus sinnvoll vornehmen. Will heißen, es gibt in einem Alles kein Gut und kein Schlecht. Es IST nur, mehr nicht. Gäbe es nämlich das von uns als schlecht Erlebte nicht, könnten wir Gutes auch nicht als gut wahrnehmen, weil uns der Gegenpol dazu fehlt, den wir dafür brauchen. Das ist ja genau der Sinn des Aufsplittens von Gott in Widersprüchliches. Anders kann er, sie, es sich gar nicht erfahren.

Werden wir nun richtig konkret:

Was, wenn ich also du bin? Was, wenn du somit ich bist? Wie würdest du dann mit mir umgehen und ich mit dir?

Fragen wir nun gemeinsam weiter:

  • „Was, wenn ich Ghandi war? Was, wenn ich (lass das Urteil beiseite) demgemäß auch Hitler war? Was aber auch, wenn ich gleichzeitig die gequälten, gefolterten und ermordeten Menschen in den Konzentrationslagern war und jene, denen es an der Front die Glieder zerfetzte?“
  • „Was, wenn ich meine keifende Nachbarin bin und genauso der aggressive Autofahrer, der mich geschnitten hat?“
  • „Was, wenn ich die Kinder bin, die in diesem und allen Momenten den Lego-Turm bewundern, den sie gebaut haben, und deren Augen vor Stolz und Freude strahlen?“
  • „Was, wenn ich zugleich mit meiner Wahrnehmung jenes Aspekts von mir eine Syrerin oder ein Türke bin, dessen Kind unter dem Schutt des Erdbebens begraben wurde? Und auch ein Mensch, der unter dem Schutt selbst ausharren musste und schlussendlich starb?“ Ja, es ist grausam. Die Welt ist oft furchtbar grausam, wenn auch Gott sei Dank nicht nur!

Wenn ich als du und genauso wie du alles bin zu jeder Zeit und gleichzeitig, habe ich jedes einzelne Schicksal, jeden einzelnen Moment selbst erlebt, ob schön oder hässlich, beglückend oder schmerzvoll. Nur weiß ich in jedem Aspekt nichts davon. In diesem hier, in dem ich diesen Text schreibe, weiß ich nichts von dem, was ich als anderer Aspekt gerade erlebe, und jener andere Aspekt nimmt ebenfalls nur sich wahr.

Zwischenfrage: Wie fühlt es sich an mit der Idee, dass das alles du selbst sein könntest? Fühlst du dich näher, hast du mehr Mitgefühl?

Fragen wir noch ein bisschen weiter. Ich garantiere dir, wenn du dich darauf einlässt, so erschreckend manches sein mag, siehst du die Welt danach mit neuen Augen und findest sofort und nachhaltig zu mehr Frieden.

  • „Was, wenn ich in diesem Moment Kinder gebäre und ihren ersten Schrei erlebe?“ Quer durch Raum und Zeit sind das ziemlich viele.
  • „Was, wenn ich die Bäume bin, die für ein neues Einkaufszentrum gefällt werden? Die Tiere im Regenwald, deren Lebensraum niedergebrannt wird?“
  • „Was, wenn ich die Männer bin, die gerade ihrer großen Liebe das Ja-Wort geben dürfen?“
  • „Was, wenn ich auch der später so benannte Falling Man war, der am 11. September 2001 von einem der brennenden Twin Towers sprang und dessen Bild um die Welt ging? Und wenn ich gleichzeitig die Attentäter war?“
  • „Was, wenn ich die Kinder bin, die allesamt von ihren Eltern gelobt, in den Arm genommen oder vielleicht geschlagen und noch Schlimmeres werden?“
  • „Was, wenn ich alle alten Menschen bin, die soeben, genauer gesagt, zu jedem Zeitpunkt und überall auf dem Planeten Zuwendung erhalten?“
  • „Was, wenn ich all die ekeligen Viecher war, die ich nicht in meiner Wohnung haben möchte und andere auch nicht und die wir der Einfachheit halber gleich erschlagen oder zertreten haben, anstatt uns die Mühe zu machen, sie hinauszutragen?“
  • „Was, wenn ich gerade alle Momente erlebe, in denen wir uns von der Natur, von einem Sonnenaufgang oder vom Sternenhimmel zutiefst berührt und beglückt fühlen?“
  • „Was, wenn ich Kriegsheimkehrer oder heute auch Kriegsheimkehrerin bin und erstmals nach allen Grauen meine Liebsten wieder in die Arme schließen darf?“
  • „Was, wenn ich das Raubtier bin, das sich anschleicht, weil es zu essen braucht, aber auch die Gazelle?“ In der Natur gibt es kein Gut und Böse, es gibt nur Funktionen im Zusammenspiel für den Erhalt des Gleichgewichts. Was wir aus unserer Sicht etwa als Schädlinge bewerten, sind ursprünglich wichtige Funktionäre wie alle anderen. Es gibt immer nur Ursache, Wirkung und Sinn.
  • „Was, wenn ich gerade in einem Luftschutzbunker ausharre oder um mein Leben renne?“
  • „Was, wenn ich auch meine Katze bin und mein Hund war?“

Gott und das Universum oder Multiversum sind unendlich. Das wird dir in dieser vergleichsweise sehr winzigen Auflistung sicher auch bewusster.

Damit entlasse ich dich jetzt zurück in deinen Aspekt unseres Seins. Vielleicht geht es dir damit so wie mir: Mir gibt dieser Ansatz einen tiefen Frieden. Wenn mich meine Katze nervt, sehe ich das jetzt anders. Wenn sich jemand blöd zu mir verhält, ist mir viel klarer und viel bewusster, dass es irgendwo eine Vorgeschichte in seinem Aspekt der Wahrnehmung dazu gibt. (Wenn ich mich blöd zu anderen verhalte oder du, ist es ja auch so.) Wenn ich Bilder aus Syrien und der Türkei sehe, ist in mir eine neue Art von Betroffenheit.

Was also, wenn ich du bin und wir und alles und du ich bist und wir und alles? Wie siehst du von diesem Punkt aus die Welt? Wie erlebst du sie? Wie handelst du? Wie siehst du dich in deinem wahrnehmbaren eigenen Aspekt deines Seins? Wie gehst du dann mit dir um? Wie gehst du mit anderen um, den Guten und den Bösen, den Tieren, den Pflanzen, der Erde? Wie fühlst du dich mit deinen Erfahrungen, den angenehmen und unschönen? Wie siehst du dein Leben? Wie dankbar bist du? Hat sich etwas geändert oder könnte sich etwas daran ändern? Fühlst du dich noch so allein wie davor? Was macht es mit deinem Mitgefühl?

All diese Fragen (es gäbe noch viele mehr) stehen für sich. Zugleich hängen auch sie zusammen. Du kannst sie nicht komplett voneinander trennen. Eine Veränderung in einer deiner Fragen oder Antworten spiegelt sich automatisch auf weitere und wirkt sich mit auf sie aus.

Spinn den Faden, dieses Gedankennetz gerne für dich weiter. Wir sind ein Netz. Alles ist ein Netz. Alles ist mit- und ineinander verwoben. Mr. Spock würde jetzt rufen: „Faszinierend!“

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14/02/2023 – Made4Gravity© by Astrid Schernhammer


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