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Glück - Teil 1

01.12.2022 19:05

#glück

Glück… Was ist das? Es heißt, es komme von innen, aber lange können wir uns nicht vorstellen, wie das gehen soll. Fast wirken solche Aussagen wie ein Hohn, wenn in unseren Lebensumständen scheinbar so vieles nicht passt.

Ich werde dir daher berichten, was konkret es bedeutet, glücklich zu sein, nämlich relativ (nicht absolut) unabhängig vom Außen.

Ich bin glücklich, und zwar genau auf diese Weise, obwohl ich mir das ebenfalls lange Zeit nicht hatte vorstellen können. Doch es ist so. Womöglich erscheint es unspektakulär, woraus sich Glück zusammensetzt, aber genau darin liegt seine Essenz.


Holen wir ein bisschen weiter aus, mit Stichworten wie Teuerung, Energiekrise oder Blackout. Auch Letzteres steht immer wieder im Raum, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass es real passieren wird. Wenn, dann geschieht es von einer Sekunde auf die andere. Bist du vorbereitet? Hast du ausreichend unverderbliche Lebensmittel zu Hause? Hast du dir einen Gas- oder Spirituskocher zugelegt? Hast du Vorsorge dafür getroffen, dich im Winter warmzuhalten, wenn die Heizung ausfällt, sobald kein Strom mehr fließt? Und apropos Fließen: Hast du auch Vorkehrungen getroffen, falls du kein Fließwasser (und Abwasser für die Toilette) mehr hast?

Das alles kann ein tagelanger Stromausfall nach sich ziehen. Und da kommen wir schon zum Thema:

Wie wunderschön kann es im Bewusstsein dafür sein, dass nichts selbstverständlich ist und großen Teilen der Weltbevölkerung auch jenseits von Blackouts fremd ist, eine heiße Dusche zu nehmen, wenn du durchgefroren bist! Wie wunderbar kann es sein, wunder-bar, wenn du in den Supermarkt oder Bioladen gehst und dir aus tausenden Köstlichkeiten, die dir die Erde und die Lebensmittelindustrie bieten, alles aussuchen kannst, wonach es dich gelüstet oder in den kommenden Tagen gelüsten könnte!

Wie schön ist es allein schon, wenn du alles hast, was deine Grundbedürfnisse abdeckt!

Und dann… schickt dir ein lieber Freund einen handgeschriebenen Brief mit einem papiernen Adventkalender darin und freut sich, wenn du dich darüber freust. Oder du backst Vanillekipferl nach dem Rezept deiner Oma und kannst sie noch anrufen, um ihr zu sagen, dass sie dir genauso gut gelungen sind, wie du sie von ihr kennst, und wie stolz dich das macht! Meiner Oma, nach deren Rezept ich die Kipferl backe, kann ich das nicht mehr erzählen.

Werde demütig! Werde dankbar! Schau hin! Hör auf, alles für selbstverständlich zu nehmen! Schon dadurch zapfst du ein unendliches Potenzial für Glücksgefühle an. Die besten davon sind nicht die Highlights wie ein Date mit deinem neuen Lover. Das ist natürlich ebenfalls beglückend, aber abhängig davon, wie es mit euch weitergeht. Wovon ich hier spreche, ist anders, fast so tiefgehend, und wenn vielleicht auch nur fast, umso beständiger.

Liebe ist viel mehr als das, was du im romantischen Bereich erlebst. Sie ist nichts anderes als die Freude an allem und Dankbarkeit für alles. Sei es jene an einem wertschätzenden, herzlichen Kontakt mit anderen, am Leben mit seinen Wundern, an den Jahreszeiten, auch am trübsten, nebeligsten Tag, der dich in seiner ruhenden Stille entschleunigt und besinnlich stimmt, oder die Freude an dir selbst, weil du feststellst, dass du dich weiterentwickelt hast und nicht mehr in alten Mustern gefangen bist.

Dann beißt du in eine herrlich süße Kaki von irgendwoher auf der Welt. So etwas bekommst du im Supermarkt um die Ecke! Wie viele Menschen waren daran beteiligt, dass du sie genießen darfst? Wie viele Menschen waren daran beteiligt, dass du dich in dein Auto setzen darfst und dir in der kalten Jahreszeit gar eine Sitzheizung den Hintern und Rücken wärmt? Wie viele Menschen waren daran beteiligt, dass du einen Esstisch hast, ein Bett, einen Herd, einen Kühlschrank, ein Dach über dem Kopf oder dass du das hier überhaupt lesen kannst? Wenn du schlecht siehst: Wer aller war über Jahrzehnte hinweg daran beteiligt und ist es jetzt, dass du eine Brille oder Kontaktlinsen zur Verfügung hast? Die Liste kannst du endlos weiterführen.

Fühlst du dich einsam? Dann überleg das mal. Du schließt abends die Jalousien. Du hast sie nicht hergestellt, die Rohstoffe dafür abgebaut und sehr wahrscheinlich nicht selbst montiert. Du bist, wenn du dich auch nur in deinen vier Wänden umsiehst, dich mit Seife wäschst, etwas zum Anziehen hast, Wasser aus deiner Leitung kommt, nicht alleingelassen. Tausende haben das ermöglicht, Tausende sind mit dir verbunden. In Wahrheit ist alles mit dir verbunden.

Findest du das lächerlich? Ich nicht. Wir sind ein riesiger weltweiter Ameisenhaufen. (Leider führt ein Teil davon, nämlich wir, sich auf, als sei er ein Haufen Ameisenkönig:innen.) Du bist nichts ohne die anderen, du hast nichts ohne die anderen und: Du bist NICHT ohne die anderen.

Das aber ist genauso wichtig für dich zu wissen: Auch du selbst bist unersetzbar mit allem, was du einbringst in diese Ameisenkolonie. Ob du Generaldirektorin bist oder Klomann, ist scheißegal. Du bist wichtig für die anderen. Auch das vergessen wir gerne oder reden es uns klein. Sie brauchen dich mit deinem Sein und Tun ganz genauso wie du sie.

Wenn du das einmal erkennst und danach lebst, wird die größte deiner Freuden das Erleben dessen und deiner selbst sein. Es ist dir nicht mehr so wichtig, wie andere dies und jenes an dir finden. Weil du es heiligst. Ich wähle bewusst dieses etwas theatralische Wort. Genau diese Haltung macht das tiefste Glücksgefühl. Ich meine damit nicht, dich narzisstisch zu gebärden und zu glauben, du seist anderen überlegen. Das bist du nicht, das ist niemand, auch wenn unsere Gesellschaft darauf aufbaut, dass es so erscheint.

Es ist nicht gemeint, dass du dich maßlos überschätzt und dich für den großen Zampano hältst, der auf andere herabschauen könnte oder dessen Gaben wertvoller wären als die seiner Mitmenschen. Das ist nämlich alles relativ. Ich habe mir vor kurzem den Film „Triangle of Sadness“ angeschaut. Da kommt genau das sehr gut heraus. Wer auf der Straße zu überleben gelernt hat, kann im Katastrophenfall zum Leader werden. Die Stars und Sternchen der Society können dann einpacken.

Ich für meinen Teil ziehe mein Glück aus meinem Sein und oftmals zusätzlich aus dem, worüber die meisten von uns nicht einmal nachdenken, weil sie es für normal halten, wie oben beschrieben. Akademischer Job, Familie, Teile des Freundeskreises, ein gutes Einkommen, die Beziehung, alles ist weg. Warum? Weil ich gegangen bin. Weshalb bin ich gegangen? Weil es nicht mehr oder längst nicht gut für mich war zu bleiben.

Mein heutiges Glück ziehe ich nicht aus einem neuen guten Einkommen, einer neuen Familie, neuen Freunden oder einer neuen Beziehung. Das alles hat sich noch nicht verwirklicht. Aber ich bin glücklich, dass ich so mutig war, mich abzukehren, aus Selbsttreue und, verbunden damit, Mut. Ohne Mut geht gar nichts!

Ich kann mich wieder im Spiegel anschauen und lächeln. Meinem Körper geht es wieder gut und meiner Seele auch. Der Weg hierher war alles anderes als schön. Er war steinig, kalt und einsam. Bedrohlich war er nicht, weil ich das große Glück habe, in einem Land zu leben, das einen auffängt, wenn nichts mehr geht. In den USA wäre das nicht so, erst recht nicht in anderen Teilen der Welt oder auch nur Europas.

Fühle ich mich schlecht dabei, mir in dieser Phase der Veränderung helfen zu lassen? Nein. Ich darf aus dem Topf auch einmal nehmen, in den ich immer gegeben habe. Ein halbes Jahr lang habe ich neue Ausbildungen gemacht und mich danach für Jobs in dem Bereich beworben. Es tun sich interessante Gefilde auf, die mich reizen und in die ich alles einbringen kann, was ich gelernt habe und wer ich als Mensch bin.

Jetzt kann und möchte ich wieder geben. Ich habe viel zu geben und ich glaube an mich. Ein echter, gewachsener Glaube an dich besteht aus zwei Komponenten.

- Du weißt um den Wert dessen, was du zu bieten hast, und wertschätzt es selbst. Für wen es nicht passt oder reicht, der passt und reicht nicht für dich, ob beruflich oder privat. Das hat nichts mit Arroganz zu tun. Selbstkritik ist wichtig. Sie darf aber nicht so weit gehen, dass wir uns kleinreden.

- Du vertraust darauf, dass das Richtige dich findet, lehnst dich aber nicht zurück und bleibst passiv, sondern tust genauso das Deine dazu. So erfährst du dich als jemand, der sein Leben gestaltet, statt als Passagier.

Wenn du deine Sinne offenhältst, ist das Glück dein. Ob es die Sensorik deiner Haut unter der warmen Dusche ist, jene deiner Geschmacksnerven beim Essen der weitgereisten Kaki, dein Herz, wenn ein Mensch an dich denkt und dir einen Brief schickt, oder dein Intellekt, wenn du die zahlreichen Möglichkeiten nützt, neue Skills zu lernen,… Auch diese die Liste führ beliebig weiter.

Werde glücksfähig! Wir Österreicher:innen sind viel zu grantig gepolt, viel zu negativ, melancholisch und depressionsanfällig. Die Deutschen wiederum sind sehr nach außen orientiert, in der Weise, dass allem, was andere tun, konstruktiv, verständnisvoll und korrekt begegnet wird. Statt Emotion zeigt sich eher „Amotion“. Dieses Wort existiert nicht. E-motion bedeutet, dass sich etwas aus dir herausbewegt. Bei A-motion bewegt sich nichts. Zwar schont man die anderen. Die Frage ist nur, ob das auf Dauer für einen selbst gesund ist. Sehr gut und witzig bringt der Instagram-Kanal "wearewienoida" (aufgedröselt: we are wien oida) diesen Mentalitätsunterschied auf den Punkt.

Halten wir uns doch eher an die Franzosen, die nicht nur ein sehr schönes Wort für Lebenslust haben, das savoir-vivre (zu leben wissen, leben können), sondern für die sie integraler Bestandteil des Alltags ist.

Der Franzose pfeift sich nix! Dieses Volk lebt echt, ungeschönt, ungeniert, stolz und genießerisch! Stolz wird von uns oft als negativ angesehen. Nur falscher Stolz im Sinne von Überheblichkeit ist das aus meiner Sicht. Der französische Stolz aber ist ein Teil der Lebensfreude und Ausdruck dessen, am Leben und du selbst zu sein, als Mensch, als Franzose oder Französin, mit deiner Kultur, die um diesen Kern gebaut ist!

Ich, Mensch, bin stolz, ich zu sein, und genieße es, jeden Tag so viel Schönes erleben zu dürfen! Es hat mit Freude zu tun, mit Sinnlichkeit und Dankbarkeit, auch und besonders für die scheinbaren Kleinigkeiten des Alltags. Darin besteht le savoir-vivre, das Wissen, wie man lebt!

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01/12/2022 – Made4Gravity© by Astrid Schernhammer


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